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Schwarze Schwestern

Roman

Erschienen am 12.08.2010
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608501094
Sprache: Deutsch
Umfang: 282 S.
Format (T/L/B): 2.9 x 21.5 x 15 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Chika Unigwe erzählt das Schicksal von vier nigerianischen Frauen, die ins Paradies wollen und als Prostituierte in einem europäischen Rotlichtviertel landen. Und sich dort durch ein großes Unglück unverhofft näherkommen.

Autorenportrait

Chika Unigwe, 1974 in Nigeria geboren, lebt heute im belgischen Turnhout. Sie ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und hat für ihre bisherigen literarischen Veröffentlichungen zahlreiche Preise gewonnen. »Schwarze Schwestern« ist ihr erster Roman in deutscher Sprache.

Leseprobe

Für Jan und unsere vier Söhne, für die unglaubliche Geduld, mit der sie meine Launen ertrugen. Für das ABC Triumvirat; Arac de Nyeko, Monica, Batanda Budesta, Jackee und Chikwava, und Brian, weil er da ist von A bis Z. Armed with a vagina and the will to survive, she knew that destitution would never lay claim to her. Brian Chikwava, '7th Street Alchemy' 12. Mai 2006 Die Welt war so, wie sie sein sollte. Nicht mehr, und weniger schon gar nicht. Sie genoss die Liebe eines Mannes, der gut war. Sie besaß ein Haus. Ihr eigenes Geld. Das war die jüngste Errungenschaft; es war noch druckfrisch und glänzte. Der Gedanke daran gab ihr Kraft, und sie fühlte sich so wunderbar, dass sie anfing zu summen. Die Straßen, es waren dieselben, die sie schon so oft gegangen war, erschienen ihr plötzlich wie neu. Summend freute sie sich über die Vorstellung eines Neuanfangs. Antwerpen kam ihr vor wie eine andere Stadt, wie eine andere Zeitzone. Sie dachte darüber nach, wie sehr sich ihr Leben gerade veränderte. Luc. Geld. Ein Haus. Sie wurde ein anderer Mensch. Ihr kam es vor, als durchliefe sie eine Metamorphose - ein schönes Wort, an das sie sich noch aus dem Biologieunterricht erinnerte. Was sie aber nicht wusste - und erst ein paar Stunden später erfahren sollte -, war, dass diese Veränderung unumkehrbar sein würde. Sisi ging den Keyserlei entlang und überlegte, was sie sich mit ihrem nagelneuen Reichtum noch alles kaufen könnte. Die Geschäfte glitzerten und lockten, und ihre Freude darüber erschien ihr wie eine Offenbarung, die sie förmlich erstrahlen ließ und mehr denn je davon überzeugte, dass sich die PROPHEZEIUNG bewahrheitete. Das hier also war die wahre Offenbarung. Nicht die Pseudo-Offenbarung, die sie in jener Mittwochnacht in der Vingerlingstraat gehabt hatte. Sie betrat ein Straßencafé und kaufte ein Sandwich, aus dem frischer Salat quoll. Dann bestellte sie sich noch eine kleine Flasche Fruchtnektar. So voller überströmender Lebenslust erschien es Sisi passend, ihre Begeisterung mit gesunden Lebensmitteln zu nähren. Sie setzte sich nach draußen. Die Einkaufstaschen stellte sie neben sich ab. Plastiktüten, deren Griffe leicht im Frühlingswind flatterten. Diese Tüten waren der konkrete Beweis für den Bruch mit ihrer trostlosen Vergangenheit. Was könnte sie noch kaufen? Ein Geschenk für Luc vielleicht. Einen Vorhang für sein türloses Zimmer. Der Architekt des Hauses hatte vermutlich eine Vorliebe für 'hell und geräumig', und weil sich Luc zu der Zeit, als er das Haus kaufte, gerade mal wieder von einer Depression erholte, war 'hell und geräumig' gerade das, was er am nötigsten zu brauchen glaubte. Dass da eine Tür fehlte, störte ihn überhaupt nicht. 'Hast du schon mal ein Schlafzimmer ohne Tür gesehen?', fragte Sisi, als er ihr das Haus zeigte. 'Ein Zimmer muss eine Tür haben. Oder wenigstens Vorhänge!' Luc hatte darauf nichts geantwortet. Wer schweigt, stimmt zu. Sie fragte sich, was wohl die anderen Frauen von Lucs türlosem Schlafzimmer halten würden. Sie stellte sich deren erstauntes Lachen vor. Das reichte, um ein schlechtes Gewissen zu bekommen, was sie aber sofort abzuschütteln versuchte. Sie ließ die anderen nicht im Stich. Oder etwa doch? Hm. sie wollte doch nur ihr Leben leben. Das war ihr gutes Recht. Außerdem hatte die PROPHEZEIUNG es vorausgesagt. Aber die Frauen gingen ihr nicht aus dem Sinn. Was taten sie wohl gerade? Wann würden sie bemerken, dass sie verschwunden war? Noch konnte sie nicht wissen, dass ihr Leben, ihr eigenes, das Leben der anderen entscheidend beeinflussen würde. Wegen ihr werden die Frauen ihre längst aufgegebenen Träume und Erwartungen wiederbeleben, an die sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gedacht hatten. Sisis Leben wird im Leben ihrer Kolleginnen keimen und in ihnen das Verlangen nach einem neuen Leben erwecken. In diesem Augenblick stürzten die Frauen, an die Sisi gerade dachte - Ama, Joyce und Efe -, in einem Haus in der Zwar

Schlagzeile

Sie hofften auf ein besseres Leben - und erlebten die Hölle!