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Innenwelten

Warum Tagträume uns kreativer, mutiger und gelassener machen

Erschienen am 25.07.2011
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783608946758
Sprache: Deutsch
Umfang: 240 S.
Format (T/L/B): 2.6 x 21.3 x 13.2 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Wir kennen alle den Stoff, aus dem die Tagträume sind. Sie sind ein idealer Zufluchtsort und sie helfen uns, wahlweise unser angeknackstes Selbstwertgefühl aufzupäppeln oder in Rachefantasien zu schwelgen oder auch nur, langweilige Alltagsroutinen zu überleben. Doch Tagträume sind weit mehr als nur kleine Fluchten, die wir uns in der harten Realität genehmigen. Wie diese komplexen Produkte der Imagination funktionieren, was sie für unsere seelische Gesundheit und Kreativität unseres Lebens leisten und wie wir uns über unsere Tagträume selbst besser kennenlernen können, verrät diese Expedition zu einem noch weitgehend unbekannten Kontinent.

Autorenportrait

Heiko Ernst, Studium der Psychologie, zunächst in Heidelberg, danach »graduate student« an der University of Kentucky. Nach Abschluss des Studiums arbeitete er drei Jahre lang als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem psychotherapeutischen Forschungsprojekt der Universität Heidelberg; seit 1975 ist Heiko Ernst Redakteur der Zeitschrift »Psychologie Heute«, seit 1979 ihr Chefredakteur.

Leseprobe

Vorwort Wer am Tag träumt, erkennt viele Dinge, die dem entgehen, der nur nachts träumt. Edgar Allan Poe Schreibt man ein Buch über Tagträume, lenkt das die Aufmerksamkeit unvermeidlich auf die eigenen. Immer öfter versucht man zu beobachten und festzuhalten, was einem 'durch den Kopf geht', wenn dieser gerade nicht mit konzentrierter Arbeit, mit Lesen, Gesprächen, Fernsehen oder anderen, Aufmerksamkeit fordernden Tätigkeiten beschäftigt ist. Erste Erkenntnis: Die schiere Häufigkeit des Tagträumens ist verblüffend. Auch während eines geschäftigen Arbeitstages gibt es erstaunlich viele Absencen und Pausen, die der Geist nutzt, um sich nach innen zu wenden. Selbst dann, wenn man vermeintlich ganz bei einer Sache ist, drängen sich regelmäßig unpassende Gedanken und Fantasien dazwischen. Es scheint, als müssten wir die Realität um uns herum immer wieder für einige Zeit verlassen und uns ins Innere unserer Psyche zurückziehen. Und beim Autofahren, Spazierengehen, beim Warten auf den Lift oder an der Supermarktkasse und bei vielen anderen anspruchslosen Tätigkeiten ist das Kopfkino gerade zu unvermeidlich. Wir verträumen unsere Tage weit mehr, als uns bewusst ist. Das Leben ist kein Traum, wie Calderóns Komödie behauptet, es ist ein langer, gelegentlich durch andere Tätigkeiten unterbrochener Tagtraum. Mehr noch: Unser ganzes Leben besteht im Wesentlichen aus den Variationen einer Fantasie über uns selbst. Zweite Erkenntnis: Tagträume sind nichts Zufälliges, sind keine Abfallprodukte des Geistes. Sie mögen noch so flüchtig, so banal, verrückt oder fantastisch durch unser Bewusstsein ziehen, ihre Plots gewinnen unter genauer Beobachtung plötzlich Bedeutung. All das Intime, Triviale oder Absurde, das Peinliche und Originelle, das meist vorbewusst bleibt oder schnell wieder vergessen wird, drängt nun auf Deutung und Selbstreflexion. Diese in Gang zu setzen ist jedoch nicht so einfach, wie es klingt. Zunächst muss eine 'Blindheit gegenüber dem eigenen psychischen Apparat' (Sig mund Freud) überwunden werden. Denn wir denken und reflektieren zwar ständig, auch über uns selbst, das gehört zu unserer Alltagsbewältigung. Aber wir sparen dabei gerne die Themen aus, die das Selbstbild zu grell beleuchten könnten. Manche Tagträume sind uns im Wortsinn peinlich, aber sie können gerade deshalb überraschend erhellend sein. Dritte Erkenntnis: Tagträume sind ein idealer Zugang zu dem, was uns 'im Innersten zusammenhält'. Sie konstituieren maßgeblich unser Selbst. Denn sie spiegeln wider, was wir eigentlich vom Leben erhoffen und erwarten, sie spiegeln unsere Wünsche. Aber sie reflektieren auch, wie wir Wirklichkeit verarbeiten, um diese Wünsche irgendwie zu erfüllen. Umso verwunderlicher ist, dass es zwar eine reiche Literatur über die nächtlichen Träume gibt und diese immer noch als Königsweg in die Tiefen der Persönlichkeit gelten, dass aber vergleichsweise wenig über Tagträume geschrieben und geforscht wurde. Auch ihr möglicher Nutzen für die Psychotherapie ist nur vereinzelt aufgegriffen worden. Einige Gründe für diese Unter- oder Geringschätzung nenne ich in diesem Buch. Der Tagtraum ist wie ein Gorilla im Wohnzimmer: Er nimmt ungeheuer viel Raum ein, aber jeder tut so, als wäre er nicht da. Niemand spricht über ihn, niemand sieht ihm ins Auge - aus Furcht, dass es ungemütlich werden könnte. Immerhin haben Psychologen, Neurowissenschaftler, Therapeuten und Künstler inzwischen vieles über diese geistige Aktivität herausgefunden. Sie haben sie vom Ruch der kindischen Realitätsverweigerung, der bloßen Langeweile-Bewältigung oder des Eskapismus befreit. Tagträume sind nicht das Reservat von realitätsuntüchtigen Romantikern, Fantasten oder Losern. Wir wissen heute, wie oft, warum und wovon wir tagträumen. Und wir beginnen zu ahnen, wie ungeheuer wichtig diese Ausflüge in die Innenwelt für Persönlichkeitsentwicklung und geistige Gesundheit sind. Vierte Erkenntnis: In den täglichen Bewusstseinsstrom einzutauchen, die Tagträume dort Leseprobe

Schlagzeile

Tagträume sind 'Fenster zur Seele'. Tagträume machen uns kreativer, mutiger, glücklicher.